TUSQ – THE GREAT ACCELERATION
Release Date: 02.11.2018
Label/Vertrieb: Oktober Promotion/Soulfood Music
Zunächst mal ein paar Fakten vorneweg. Tusq ist eine Indie-Band mit Mitgliedern aus Berlin und Hamburg. Es ist ein absolutes Herzensprojekt der vier Mitglieder, die neben dieser Band auch noch in anderen Formationen spielen (durchaus bekannte, erfolgreiche Bands, die aber stilistisch nichts mit Tusq zu tun haben, von daher verzichten wir hier auf das Namedropping). Tusq waren viele Jahre lang eher eine Idee der beiden Gründungsmitglieder und Hauptsongwriter Uli Breitbach und Timo Sauer, bedingt auch durch die räumliche Trennung der beiden. 2010 erschien mit „Patience Camp“ ein wunderbares Debüt, 2013 gefolgt von dem zweiten Album „Hailuoto“. Mit jenem ging die Band ausgiebig auf Tournee, und dies – außergewöhnlich für eine deutsche Indie-Formation – auch erstaunlich viel im nahen und fernen Ausland. Tourneen durch Russland und Südamerika weisen nur die wenigsten heimischen Bands auf. Mit den zwei Alben formulierten Tusq einen signifikant eigenen Sound, der sich an melodiösem 90er-Indie anlehnte, aber stets auch den Blick nach vorn richtete. Sie sammelten weltweit Fans ein, spielten überbordende Konzerte – und doch gab es nach diesen Tourneen zum zweiten Album eine klare Zäsur. Die anderen Bands rückten vorübergehend wieder in den Fokus, man erlebte private Veränderungen sowie den Ausstieg der Rhythmusgruppe. Doch Uli und Timo ließen nicht locker und begannen vor rund zwei Jahren mit dem Schreiben neuer Tusq-Songs. Und fanden in Berlin in Schlagzeuger Matthias Frank und Bassist Michael Schlücker nicht nur zwei ausgezeichnete neue Mitmusiker, sondern obendrein zwei nicht minder begabte und leidenschaftliche Songwriter, die ihrerseits ihren Teil zum neuen Tusq-Sound beitrugen. „Das war eine extrem glückliche Fügung mit den beiden“, sagt Uli. „Mit ihrer Expertise in anderen Bands oder auch in eigenen Soloprojekten haben sie den Klangkosmos von Tusq enorm erweitert.“
Als es nun an die neuen Songs ging, schien eines vom Fleck weg klar: Es genügt als Band nicht mehr, einfach nur gute Songs zu schreiben – „in der heutigen Welt muss man als Künstler Position beziehen, man muss einfach eine Meinung haben und sie auch deutlich vertreten“, sagt Timo. Und so gerieten die Songs ihres nun am 2. November erscheinenden, dritten Albums „The Great Acceleration“ zu einem gewichtigen Stück Gesellschaftskritik. „Es war nicht gerade so, dass wir uns hingesetzt und gesagt hätten: Da muss jetzt mal was inhaltlich Anspruchsvolles kommen“, berichtet Uli. „Stattdessen kamen diese Songs und Texte quasi von alleine. Wie zum Beispiel im ‚Song Nothing Is Won‘: ‚Even all the money in cash, will not prevent the crash. What makes a life worth living?’“
„The Great Acceleration“ – man ahnt, wohin die Reise geht: um das Höher, Schneller, Weiter unserer modernen Gesellschaft – und die Frage nach dessen Sinnhaftigkeit. Man beobachtet einen exponentiell steigenden Verbrauch von Rohstoffen für den privaten Konsum, man staunt über die technischen Weiterentwicklungen, man wundert sich, wie Smartphones innerhalb von 15 Jahren das Leben aller Menschen verändert haben, man fragt sich, wie man der sozialen Ungerechtigkeit begegnen soll, wo die Schere zwischen Arm und Reich schleichend größer wird und einige wenige Prozent den Reichtum der Welt auf sich vereinigen. Und dann: dieser Rechtsruck. Wo kommt er her? Wie soll man ihm begegnen? Mit Empathie oder Härte? Mit Hatespeech oder gutem Zureden? „Ich tue mich schwer damit, die Welt in solchen Zeiten unpolitisch zu sehen, dabei wächst ja gerade dieser Trend enorm – alles ist Party, alles ist geil, Patriotismus wird wieder gesellschaftsfähig. Anstatt als Indie-Band in wohlklingender Belanglosigkeit zu versinken, muss man etwas machen und sagen“, beschreibt Uli ihre Motivation. „Wir wollen damit nicht zu supergesellschaftskritischen Politpunks mutieren, aber seine Meinung und Haltung muss man unbedingt vertreten.“ Und das tun sie zum Beispiel im ersten Track des Albums „Set Fire“: „We Are Dead – deadwrong – divided into nations. We cannot get off the hook – in the Great Acceleration.“
Entsprechend verlief die auch die Produktion von „The Great Acceleration“ anders als bei den beiden Vorgängern, für welche sich Tusq jeweils in Finnland in einem Studio vergruben, um abgeschieden von der Außenwelt ein individuelles Stück Musik zu kreieren. Dieses Mal entstand die Platte mitten in ihrer Lebensrealität – und obendrein mit einem Produzenten, der seinerseits für einen besonderen Sound steht: Gordon Raphael, der uns neben vielen anderen Künstlern und Genres auch das Garagerock-Revival brachte, nachdem er zu Beginn des Jahrtausends das Debütalbum der Strokes produziert hatte. Mittlerweile in Berlin ansässig, fand man in ihm den optimalen Studio-Counterpart, dessen Stärke es ist, so Uli, „stets das Beste aus einer Band herauszuholen, anstatt ihr einen typischen Produzenten-Sound zu diktieren.“
Aufpoliert und zurecht gemacht in seiner nun so funkelnden, vielschichtigen Weise wurde „The Great Acceleration“ sodann in den Göteborger Svenska Grammofon Studios, in denen schon größte Stars Platten aufnahmen. „Es war schon geil zu wissen, dass die eigene Gitarre gerade über die gleiche Spur dieser traditionsreichen Neve-Konsole läuft wie vor vielen Jahrzehnten jene von Keith Richards, Queen oder Led Zeppelin“, lacht Timo. Betreut wurden die Mixing-Prozesse von einem alten Band-Freund, dem The Soundtrack of Our Lives-Bassisten Kalle Gustafsson Jerneholm. „Das war eine sehr fruchtbare Kombination – einerseits diese Offenheit und der Spieltrieb bei den Aufnahmen mit Gordon, andererseits diese Brillanz im Mixing in einem der besten Studios Skandinaviens“, so Timo. „Denn wir wollten das Poppige beibehalten, einen vielschichtigen Sound anbieten, aber gleichzeitig nichts überfrachten.“
Für das Cover-Artwork von „The Great Acceleration“ konnte man ebenfalls einen hochprominenten Fachmann seiner Metiers rekrutieren: Eric Drooker, einen New Yorker Künstler und Graphic Novelist, der neben seiner regelmäßigen Gestaltung der Titelblätter von ‚The New Yorker‘ u.a. auch das Faith No More-Cover „King For a Day, Fool For a Lifetime“ sowie mehrere …But Alive-Cover gestaltete. „Wir stießen auf ihn über die Suche nach passenden Grafiken im Internet und sahen seine Illustration ‚Gears‘, die perfekt zu unserem Ansatz passte“, berichtet Uli. Ihm gefiel die Idee…Und nun steht das Cover in perfekter Verbindung mit den Oberthemen des Albums.
Denn die große Frage, die laut Uli letztlich im Mittelpunkt dieser Platte steht: „Was ist eigentlich ein gutes Leben? Muss man wirklich jede Woche 40 Stunden Plus arbeiten? Ist dieser verschwenderische Lebens-Stil der sogenannten westlichen Zivilisation und der Schwellenländer in diesem Umfang noch lange aufrecht zu erhalten? Wir befinden uns gefühlt auf einem völlig überladenen viel zu schnellen Güterzug, der immer schneller und unkontrolliert auf eine riesige Betonmauer zurast. Wir wissen nur nicht, wann es zum Crash kommt.“ Bis dahin bietet sich „The Great Acceleration“ als perfekter Soundtrack an, um die Welt der Indiemusik wieder einmal aufleben zu lassen und sich gleichzeitig bewusst zu machen, in was für einer abgedrehten und moralisch zweifelhaften Postmoderne wir leben.
Im November auf Tour
01.11. Berlin – Badehaus (Release-Show)
02.11. Hamburg – Molotow Skybar (Release-Show)
10.11. Weissenhäuser Strand – Rolling Stone Weekender
15.11. Wiesbaden – Kesselhaus w/ Adam Angst
16.11. AT – Wien – Arena w/ Adam Angst
17.11. München – Backstage w/ Adam Angst
18.11. CH – Zürich – Dynamo21 w/ Adam Angst
Headliner-Shows im Januar
09.01. Oberhausen – Druckluft
10.01. Köln – Helios 37
11.01. Karlsruhe – KOHI Kulturraum
12.01. Bremen – Zollkantine
(weitere in Vorbereitung)