Ringlstetter zu Gast bei MDR ab 4 / 10.05.21

Hier geht es zur Sendung vom 10.05.21

Am Freitag erschien das neue Album „Heile Welt“ und am Montag war der Zu Gast bei den Kollegen von MDR ab 4.

Es geht ein Riss durch die Welt. Wohin flüchten? Wenn es nach Hannes Ringlstetter geht, dann direkt hinein – denn dahinter wartet die „Heile Welt“. Das ist der Titel seines neuesten Albums. Die heile Welt von Hannes Ringlstetter, dem Musiker, den das Leben auch zum Kabarettisten, Schauspieler, TV-Moderator und Buchautor gemacht hat, ist allerdings kein falsches Idyll. Sie ist ein Sehnsuchtsort, der unerreichbar bleiben darf, vielleicht sogar soll. Weil uns genau das antreibt: Immer, wenn sie in kleinen Momenten des Alltags unvermittelt aufblitzt, dann fällt ein heller Schein auf die alltäglichen Zweifel und Melancholien.

Weltenrisse und Sehnsucht, davon weiß Hannes Ringlstetter durchaus zu erzählen. Mit einer Sprache, die schlicht, nah, groß den Kern der Dinge freilegt: Jedes Verkomplizieren ist nur die Feigheit vor dem Direkten. Die Gedanken treffen – vertraulich und unmittelbar – auf den, der sie hört.

„Hinterher“, ein großes Liebeslied, beginnt mit einem walzerleichten Piano, dann reißt Ringlstetter grummelnd den Vorhang auf: „I bin ja wirklich a schweres Kaliber…“ – ein Raubein, das zu sich selbst gefunden hat und im Gegenüber die Kraft zulassen kann, die so anders ist, als die seine: „… und i lieb Dir hinterher“. Ein Stück heile Welt? Unbedingt. Kitsch? Nein.

Neben den klaren Texten liegt das auch an seiner unverkennbaren Stimme. Sie öffnet das Fenster zu seiner Welt – mal knarzend wie krumme Wirtshausdielen zur Sperrstunde, mal vertrauensvoll hingeneigt, fast flüsternd und dann mit der Kraft eines Herbststurms, der das alte Laub hinfortreißt. In dieser Stimme liegt die große Lust am Leben in all seinen Schattierungen.

Farbenfroh und lebendig ist auch die musikalische Umsetzung des Albums. Die Instrumente rocken und rollen, ackern, seufzen und tänzeln rund um Ringlstetters Reibeisen, und 

lassen ihm doch immer genügend Raum. Überhaupt liegt darin die wohltuende Stärke von „Heile Welt“: Die Musik kommt ohne Effekthascherei aus, sie weiß um ihre Kraft, befeuert die Emotionen, aber entgleitet nie ins Überzogene, ins Gestellte. Damit tut sie es den Texten gleich. In „Bleiben“ spricht ein Ich zu uns, das über Beziehungen sagt: „Bleiben is ned leicht, aber gehn, des kann a jeder.“ Einmal eine Situation aushalten, reflektieren, nicht dem ersten Impuls gehorchen und flüchten – das kann nur, wer gewachsen, der 

Unruhe entwachsen ist. Sich den wirklichen Fragen zu stellen, das kann nur, wer auch selbst stehen bleibt, innehält.

In „Heile Welt“ schaut ein Musiker aufs Leben, der weder die Unruhe der Jugend noch die des Alters verspürt. Wenn er in „Radl an See“ auf die Vergangenheit zurückblickt, dann sieht er dabei zugleich nach vorn: Wo finden wir die heile Welt von gestern im Morgen? Wohl am ehesten im Jetzt – damit wir die Risse, die uns aufs Glück spähen lassen, auch wahrnehmen. Das ist ein Album, das dieses nur ganz leicht schwermütige, vor allem aber lebenstrunkene Gefühl einer schwülen Sommernacht in uns noch lang weiterklingen lässt. 

Das Gefühl einer wahrhaft „Heilen Welt“.

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