Pop und Poesie, noch dazu auf deutsch – das ist in der hiesigen Musiklandschaft ein schmaler Grat, den die Mannen um Kai Niemann bravourös meistern. Und so pflegen sie anregende Melancholie in Form von ehrlichem Understatement.
Dazu gehört natürlich erst einmal die virtuose Handhabung von Saiten jeglicher Coleur ebenso wie Drumsticks und Besen bis hin zum Saxophon. Die siebenköpfige Band zelebriert dabei ihr studiertes Handwerk, ohne sich in übertriebenen Schnörkeln zu verlieren. Fast schon als Markenzeichen tänzelt das Banjo von Marco Pfennig mal ironisch, mal melancholisch um Akustik- und E-Gitarren, um Bass und Schlagzeug herum. Aber was wäre all diese unaufdringliche Instrumental-Virtuosität und gleichzeitige musikalische Leichtigkeit ohne den entsprechenden Gesang? Diesen intoniert Kai Niemann mit einer so sanften Bestimmtheit, die ihresgleichen sucht – ganz einfach, weil Niemann etwas zu „sagen“ hat, eben sein Herz sprechen lässt – ganz ohne Kitsch und Banalitäten. Fernab tausendfach gehörter Herzschmerz-Phrasen erzählt und singt Kai Niemann von den großen Gefühlen im Kleinen, von Erinnerungen jenseits von Nostalgie, von Lebens- und Liebensphasen. Und irgendwo zwischen Anklängen von Element of Crime und Mumford & Sons, zwischen Pop und leichten Folk-Zitaten passiert es dann: „108 Fahrenheit“ werden für den Hörer zum Soundtrack eines melancholisch-daseinsbejahenden Roadtrips entlang der herbstlich-warmen Allee namens Leben.
Man könnte glatt versucht sein, „108 Fahrenheit“ als Pop-Poeten zu bezeichnen. Aber das würde aus den genannten Schmaler-Grat-Gründen dem Septett aus Leipzig und Dresden ja nicht gerecht werden. Versuchen wir es einfach so: „108 Fahrenheit“ holen mit ihrer Musik die Hörer und vor allem auch das Live- Publikum nicht nur ab, sondern nehmen es mit, ohne sich anzubiedern.
https://108fahrenheit.de/