DUSTY NIGHTS schlägt auf mit Pauken und Trompeten. „MORRISON & ME“ ist ein schwitzend groovender Fiebertraum im Dschungel, ein psychedelisches Prog-Rock-Brett, textlich basierend auf einem fiktiven, aber wohl sehr unangenehmen Treffen des AVOCADOCLUB mit Altmeister Van Morrison.
„DUSTY NIGHTS“, das Titelstück des Albums, schlägt ganz neue Töne an, und zeigt zugleich die große Qualität dieser Band: ihr traumwandlerischer Umgang mit musikalischen Stilen: AVOCADOCLUB können klingen wie Madness, die Beatles, oder Elvis Costello, aber eben auch wie ein Horde Indianer auf Peyote, alles im selben Song.
Gerade dem Dschungel entronnen, brauchen AVOCADOCLUB nur ein paar beschwingte Takte um den Hörer völlig glaubhaft in den Alltag einer fragilen mitteleuropäischen Metropolen- Beziehung zu beamen: „She?s educated at Oxford and Eaton/ In playing Risk she?s got me beaten“. Mit dem reizend-wippenden, aber sehr bösen „THE REALIST“ und der opulenten Trennungs-Ballade „KING OF NOTHING AT ALL“ zeigen AVOCADOCLUB die Stadien einer scheiternden Liebe, ehe mit dem strahlenden und genial inszenierten Love-Song „GERALDINE FORD“ der Kreis der Leidenschaft von neuem beginnt. Another girl, another planet.
„THE COMEBACK KID“ versetzt einen unvermittelt in eine Bar, wahrscheinlich ist es spät, ein Alleinunterhalter am Klavier beendet gerade seinen letzten Song ohne viel Reaktion des gelangweilten Publikums, als sein Handy klingelt. Doch was sich jetzt entspinnt ist ein irrwitziger musikalischer Dialog zwischen einem zynischen Agenten und einem abgehalfterten Star. Was AVOCADOCLUB allein in diesem Song an Ideen raus hauen, füllt bei anderen ganze Alben.
Und so geht es weiter: „TONIGHT“ ist wahrscheinlich der beste Oasis-Song, den Noel Gallagher nie geschrieben hat. Das flirrend schöne „MEXICO“ dürfte eh ein Radio-Hit werden. Und dann dieses Finale: „FROZEN ASTRONAUT“ gleitet über zehn Minuten durch die Weiten des Alls: „And he stares out into space/ The ship is silent / There?s no call coming in for days“ haucht es. Geigen schwelgen, verlorene Funksprüche geistern durch das Raumschiff, bis sich selbst die Musik in eine an Brian Eno erinnernde Meditation selbst aufzulösen scheint.